Foto: Keller Williams
Swen Nicolaus, CEO von Keller Williams Germany, spricht über den Netzwerkgedanken als Schlüssel zur Professionalisierung der Maklerbranche. Im Interview erklärt er, warum Keller Williams auf Zusammenarbeit statt Konkurrenz setzt und wie das internationale Modell Maklern in Deutschland neue Perspektiven eröffnet. Ziel ist ein starkes Miteinander, das Wissen, Erfahrung und Erfolg im Immobilienmarkt vereint.
Herr Nicolaus, Sie sind CEO von Keller Williams Germany. Gab es einen konkreten Moment, in dem für Sie feststand, dass Sie die Expansion von KW in Deutschland als Geschäftsführer vorantreiben wollen?
Ich habe in den USA meinen Master in Immobilienwirtschaft absolviert. Anschließend habe ich viele Jahre in England gelebt und gearbeitet. In beiden Ländern habe ich erlebt, dass der Maklerberuf ein hohes Ansehen genießt und sehr professionell aufgestellt ist. Oft dominieren hier größere Netzwerke, mit einem sehr tiefen Weiterbildungsangebot, guten digitalen Tools und starken Marken.
Als ich dann in Deutschland privat eine Immobilie gekauft habe, wurde mir der Unterschied zwischen den Ländern sehr deutlich. Die Betreuung und Beratung unterscheidet sich massiv von Makler zu Makler. Oft hat man, auch dank der Arbeit des IVD mit echten Profis zu tun, allerdings gab es auch einige Momente mit Maklern, in denen ich mich als Kunde schlecht aufgehoben gefühlt habe.
Diese Erfahrung war ein Schlüsselmoment. Mir wurde klar: Am deutschen Markt ist Platz für Netzwerke, die die Beratungsarbeit professionalisieren, ihren Kunden Qualität bieten und damit auch zu einer höheren Wertschätzung für den Maklerberuf insgesamt beitragen.
Denn ich bin davon überzeugt, dass auch in Deutschland Immobilienmakler Vertrauenspersonen für alle Immobilienbelange auf Lebenszeit sein sollten. Menschen, die ihre Kunden langfristig begleiten und bestmöglich beraten. Aus diesem Gedanken heraus entstand der Wunsch, ein System nach Deutschland zu bringen, das genau das ermöglicht: unternehmerisches Arbeiten, persönliche Entwicklung und professionelle Standards für die Endkunden auf internationalem Niveau.
So kam es schließlich zum Erwerb der Lizenz für Keller Williams Deutschland. Wir waren und sind davon überzeugt, dass der deutsche Markt bereit ist für die Professionalisierung und Konsolidierung der Maklerbranche. Unser Ziel ist es, selbstständigen Maklerinnen und Maklern hierzulande Strukturen an die Hand zu geben, damit sie auf dem gleichen Niveau agieren können wie ihre Kolleginnen und Kollegen in den USA oder Großbritannien: als eigenständige Unternehmerinnen und Unternehmer mit ihrer eigenen Marke, aber Teil eines starken Netzwerks, das ihnen viele der administrativen Tätigkeiten abnimmt, sodass sie sich auf ihr Kerngeschäft, den Kundenkontakt, fokussieren können.
Inzwischen haben Sie sechs Market Center in Deutschland eröffnet. Wie sehen die weiteren Wachstumsziele in den kommenden Jahren auf dem Markt hierzulande aus?
Wachstum hat für uns immer mit Qualität zu tun. Wir wollen mit den richtigen Partnern zusammenarbeiten, also ambitionierten Unternehmerpersönlichkeiten, mit denen wir gemeinsam nachhaltig und langfristig wachsen können. Der Schlüssel dazu ist die gemeinsame Weiterentwicklung. Sie sorgt automatisch für gesundes Wachstum.
Deutschland bietet eine große Zielgruppe qualifizierter Makler. Daher bauen wir unser Netzwerk breit auf, achten aber zugleich darauf, die hohe Qualität jedes einzelnen Partners zu sichern. Im Zentrum steht dabei immer der Netzwerkgedanke: voneinander lernen, Erfahrungen teilen, Fehler gemeinsam analysieren und so stetig besser werden.
Wir planen derzeit die Eröffnung weiterer Market Center in Deutschland. Die Gespräche laufen bereits, und drei weitere Standorte befinden sich schon in der konkreten Planung. Wir halten Sie dazu auf dem Laufenden.

Keller Williams gilt als weltweit größte Netzwerkplattform für Makler. Inwiefern braucht der deutsche Markt mehr von Ihrem Modell?
Unser Ziel ist es, einen professionellen und vertrauensvollen Rahmen zu schaffen, in dem sich Makler gegenseitig unterstützen und voneinander profitieren. Bei uns steht der Teamgedanke über dem Konkurrenzdenken.
Unser Modell entlastet Makler, sodass sie sich voll auf ihre Kunden konzentrieren können, während sie gleichzeitig durch Austausch, Schulungen und Mentoring wachsen. Weltweit können wir auf die Erfahrung von Millionen Maklern zurückgreifen und so über Ländergrenzen hinweg voneinander lernen.
Diese Struktur verbessert die Dienstleistungsqualität enorm. Jeder Makler kann seine Kundinnen und Kunden optimal selbst betreuen und bei Bedarf Kollegen aus dem Netzwerk hinzuziehen, um etwa Gemeinschaftsgeschäfte außerhalb des eigenen Kompetenzbereichs abzuwickeln.
Außerdem arbeiten wir mit einem Buddy-System, in dem erfahrene Makler ihr Wissen an jüngere Unternehmer weitergeben. Mein Kollege Max Börnner sagt dazu gerne: „Hier werden aus Konkurrenten Kollegen.“ Genau das bringt es auf den Punkt und ist unser Anspruch. Jeder Makler kann unter seiner eigenen Marke agieren. Ohne die innerbetriebliche Konkurrenz eines typischen Franchise-Modells, aber mit der Stärke des gemeinsamen Netzwerks im Rücken.
Viele internationale Investoren, insbesondere aus den USA, blicken derzeit auf Berlin. Worin liegt Ihrer Ansicht nach die besondere Attraktivität des deutschen Marktes?
Deutschland punktet mit einem stabilen politischen System sowie soliden Fundamentaldaten als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt. Die im internationalen Vergleich langfristig stabilen Zinsen schaffen Planungssicherheit bei der Finanzierung.
All das macht den deutschen Wohnimmobilienmarkt zu einem attraktiven Anlageziel.
Berlin hat im internationalen Vergleich einiges zu bieten. Im Gegensatz zu Städten wie London, Paris oder New York sind die Preise hier noch immer vergleichsweise günstig.
Gleichzeitig ist Berlin eine dynamische, internationale Metropole mit einer vielfältigen Kulturszene, kulinarischer Vielfalt, einem kreativen Start-up-Ökosystem und einem unverwechselbaren Flair. Diese Pull-Faktoren ziehen Menschen aus aller Welt an und machen die Stadt sowohl zum Leben als auch zum Investieren unglaublich spannend.
Regulatorische Rahmenbedingungen, wie die Mietpreisbremse, Energieeffizienzanforderungen oder steuerliche Regelungen, sind für viele Investoren entscheidend. Welche Anpassungen oder Maßnahmen seitens der Politik würden aus Ihrer Sicht helfen, Investitionen nachhaltig zu fördern?
Aus meiner Sicht wäre eine Eigenkapitalförderung für private Selbstnutzer ein sehr wirksamer Hebel. Denn viele potentielle Eigentümer scheitern beim Immobilienkauf nicht am Einkommen, sondern am fehlenden Eigenkapital. Eigenkapitalersetzende Darlehen oder vergünstigte Kredite, etwa von der KfW, könnten hier einen großen Unterschied machen und die Eigentumsquote in Deutschland deutlich erhöhen.
Der Wunsch nach Eigentum ist groß: Rund 75 Prozent der Mieterinnen und Mieter würden gern in den eigenen vier Wänden leben. Dennoch hat Deutschland innerhalb der EU die niedrigste Eigentumsquote. Diese liegt bei etwa 47 Prozent. Das ist deutlich unter dem EU-Durchschnitt von rund 69 Prozent.
Das liegt meiner Ansicht nach vor allem daran, dass der Fokus in Deutschland stark auf dem Mieterschutz liegt, während Maßnahmen zur Wohneigentumsbildung leider viel zu kurz kommen. Dabei ist Wohneigentum eine zentrale Säule für die Altersvorsorge und die finanzielle Stabilität im Alter. Eine stärkere Förderung in diesem Bereich würde nicht nur den Immobilienmarkt beleben. Sie hätte auch eine gesellschaftlich relevante Auswirkung, da sie die Altersarmut reduzieren würde.
Vielen Dank für das Gespräch.









