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Jürgen Michael Schick über Marktchancen, Off-Market-Deals und Reformbedarf im Maklerberuf

michael schick

Jürgen Michael Schick, geschäftsführender Inhaber von Schick Immobilien und Ehrenpräsident des Immobilienverbands Deutschland (IVD), zählt zu den renommiertesten Stimmen der deutschen Immobilienwirtschaft. Im exklusiven Interview mit Immobilien heute analysiert er die aktuelle Lage am Markt für Wohn- und Geschäftshäuser, spricht über die Bedeutung strategischer Investitionen in unsicheren Zeiten und erklärt, warum Off-Market-Transaktionen gerade jetzt ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein können. Zudem fordert Schick klare Qualitätsstandards im Maklerberuf und eine politische Neubewertung von Regulierungen, um private Investitionen wieder zu stärken.


Herr Schick, Sie sind Makler, Unternehmer und Ehrenpräsident des Immobilienverbandes IVD – Die Immobilienunternehmer. Gab es einen konkreten Moment, in dem Sie wussten, dass die Immobilienwirtschaft Ihre Bühne ist?

Ja, den gab es tatsächlich, auch wenn er nicht wie ein Blitz einschlug. Ursprünglich komme ich aus dem Journalismus, ich war als Student Radiomoderator. Doch schon früh habe ich gespürt, dass mich wirtschaftliche Zusammenhänge, Stadtentwicklung und Investitionsentscheidungen faszinieren. Als ich 1991 in die Immobilienbranche einstieg, wurde schnell klar: Hier kann ich gestalten, Verantwortung übernehmen und Wirkung erzielen. Die Gründung meines Unternehmens war dann der bewusste Schritt auf diese „Bühne“, wie Sie es nennen. Von Anfang an haben wir uns auf den Markt für Mehrfamilienhäuser konzentriert. Die Kombination aus unternehmerischer Freiheit, strategischer Tiefe und menschlichem Kontakt hat mich von Anfang an begeistert, bis heute.

In einem Ihrer jüngsten Beiträge für die WirtschaftsWoche schreiben Sie, dass Immobilieninvestoren in dieser Phase weniger Hoffnung, sondern mehr Strategie brauchen. Wie sieht aus Ihrer Sicht eine solche Strategie aus?

Eine gute Frage und ein wichtiger Punkt. Hoffnung ist in der aktuellen Marktphase und auch allgemein kein verlässlicher Ratgeber. Was Investoren (sowohl private als auch professionelle) jetzt brauchen, ist ein klarer Blick auf Zahlen, Szenarien und Zielsetzungen. Deshalb leisten wir uns als mittelständisches Unternehmen ein eigenes Research-Team, um faktenbasiert zu handeln und verlässliche Empfehlungen geben zu können. Mit einem klaren Blick wird dann schnell erkennbar, dass es auch jetzt möglich ist, Chancen zu ergreifen.

Eine effektive Strategie basiert für mich auf drei Säulen: Erstens auf der kritischen Analyse des eigenen Portfolios. Was funktioniert noch, was nicht? Zweitens auf dem Mut zur Handlung. Wer jetzt handelt, kann von den Marktbewegungen gerade im Wohninvestmentmarkt profitieren. Drittens auf dem Zugang zu Immobilienmärkten, die unter dem Radar laufen, etwa durch Off-Market-Transaktionen. Kurz: Weniger Bauchgefühl, mehr strukturierte Entscheidungen.

Ihr Unternehmen ist seit fast drei Jahrzehnten erfolgreich am Markt. Gab es eine Phase, die Sie unternehmerisch besonders gefordert hat? Und wie sind Sie damals mit dieser Unsicherheit umgegangen?

Natürlich, solche Phasen gibt es in jeder Unternehmerlaufbahn. Besonders fordernd war die Zeit Ende der 1990er Jahre, als es zu viele Wohnungen und kaum Kaufnachfrage gab. Oder rund um die Finanzkrise 2008/2009 sowie später die Corona-Pandemie. Märkte kippen, Prozesse stehen plötzlich infrage, Kundenerwartungen ändern sich über Nacht.
In solchen Momenten hilft mir vor allem eines: Klarheit in der Kommunikation und Beweglichkeit in der Strategie. Ich habe gelernt, dass Unsicherheit nicht lähmen darf. Man muss antizipieren, Szenarien denken und im besten Fall schon vor der Welle reagieren. Für mich ist nichts schlimmer als Attentismus.

Gerade in solchen Momenten ist Führung gefragt. Mein Investmentteam braucht Klarheit, auch wenn der Weg nicht vollständig ausgeleuchtet ist. Diese Orientierung versuche ich zu geben.

Sie haben mit Ihrem Unternehmen früh auf Off-Market-Deals gesetzt. Wie verändert sich der diskrete Vermittlungsprozess in einem Markt, in dem Transparenz und Geschwindigkeit wieder wichtiger werden?

Off-Market war und ist ein strategischer Vorteil, gerade im Wohn- und Geschäftshaussegment. Wir sprechen hier oft über sensible Transaktionen mit professionellen Akteuren, bei denen Diskretion und maßgeschneiderte Ansprache entscheidend sind.

Gleichzeitig hat sich der Markt in Berlin und bundesweit verändert: Geschwindigkeit und Informationsdichte nehmen zu. Das bedeutet für uns, dass wir intern Prozesse optimiert und digitalisiert haben – ohne aber die Qualität der individuellen Vermittlung aufzugeben. Ich sehe darin keinen Widerspruch: Diskretion und Effizienz schließen sich nicht aus. Aber es braucht klare Strukturen, ein starkes Netzwerk – und Vertrauen, das man sich über Jahre erarbeitet hat. In der Zwischenzeit haben wir in 75 Städten in Deutschland erfolgreich größere Mehrfamilienhaustransaktionen begleitet.

Wir haben beispielsweise während der Zinswende, als der Markt scheinbar stillstand, mehrere Transaktionen begleitet, bei denen es genau auf diesen persönlichen Zugang ankam. In solchen Momenten zeigt sich, wie wertvoll Vertrauen und Diskretion wirklich sind.

Abschließend: Wo sehen Sie den größten politischen Reformbedarf, wenn es um die Rahmenbedingungen für seriöse Immobilienmakler in Deutschland geht?

Als Investor und Vermieter würde ich sagen, wir müssen endlich wegkommen von der permanenten Verschärfung des Mietrechts und den unendlich vielen Regulierungen, die es vor allem privaten Eigentümern zusehends schwer machen, wirtschaftlich zu agieren.

Wenn wir über politische Reformen im Neubau sprechen, geht es für mich darum, den Weg für eine echte Bauwende freizumachen. Wir müssen einfacher und schneller bauen. Was die Branche zudem braucht, ist Verlässlichkeit. Klare Regeln, die nicht alle paar Jahre infrage gestellt werden. Investitionen brauchen Planungssicherheit.

Und für Makler? Ein Problem ist, dass es bis heute keine einheitlichen Standards für unseren Berufsstand gibt. Jeder darf sich Immobilienmakler nennen. Das hilft niemandem, weder den Kunden noch dem Markt. Ich plädiere nicht für mehr Bürokratie, sondern für klare Spielregeln, sprich eine umfassende Sach- und Fachkundeprüfung. Dafür habe ich mich auch als IVD-Präsident jahrelang stark gemacht. Wer seriös arbeitet, sollte sich auch messen lassen können. Ein Glück können Verbraucher mittlerweile die professionellen Akteure zum Beispiel durch ihre Verbandszugehörigkeit erkennen, wo die Sach- und Fachkunde tatsächlich geprüft wird.

Vielen Dank für das Gespräch.



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