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„Mitarbeiter entfalten ihre Stärke, wenn der Rahmen stimmt“ – Dr. Robert Wagner über Führung bei immowelt und Homeday

robert wagner

Dr. Robert Wagner leitet Homeday und immowelt zugleich und zeigt, wie sich Start-up-Dynamik mit Konzernstruktur verbinden lässt. Im Interview erklärt er, wie klare Prioritäten, starke Teams und gezielte Führung helfen, Talente zu entfalten. Er betont: Auch in etablierten Unternehmen steckt unternehmerisches Potenzial. Entscheidend sind Kultur, Klarheit und ein Umfeld, in dem Menschen wirksam sein können.


Herr Dr. Wagner, Sie leiten gleichzeitig Homeday und Immowelt. Wie schaffen Sie es persönlich, in beiden Unternehmen wirksam zu sein, ohne dass eines leidet?

Der Schlüssel liegt in klarer Priorisierung, Vertrauen in starke Teams und einer sehr bewussten Zeit- und Aufmerksamkeitssteuerung. Ich sehe meine Rolle weniger im operativen Tagesgeschäft, sondern vor allem darin, die strategische Richtung vorzugeben, Hürden aus dem Weg zu räumen und eine Kultur zu fördern, in der Exzellenz entstehen kann.

Beide Organisationen haben eigenständige, kompetente Führungsteams. Das erlaubt mir, mich dort einzubringen, wo ich echten Mehrwert leisten kann, ohne an anderer Stelle Abstriche zu machen.

Ich blocke mir zudem jeden Tag eine Stunde ohne Termine, die ich dann beispielsweise für Sport nutze. Das hilft mir sehr, den Kopf freizubekommen, um danach mit frischem Blick auf die Dinge zu blicken. Die Erfahrung zeigt mir, dass man wichtige Entscheidungen so viel besser durchdenken kann.

In Ihrer Doppelrolle stehen Sie permanent zwischen Start-up-Dynamik und Konzernstruktur. Welche Unterschiede fordern Sie am meisten heraus, und wie nutzen Sie Ihre Erfahrungen jeweils für das andere Unternehmen?

Beide Unternehmensformen haben Vor- und Nachteile. Die Geschwindigkeit, mit der Entscheidungen in einem Start-up getroffen und umgesetzt werden, steht oft im Kontrast zur notwendigen Prozess- und Stakeholder-Komplexität eines etablierten Unternehmens. Herausfordernd ist, den richtigen Modus für jede Organisation zu finden. Also zu erkennen, wann es Tempo braucht und wann Stabilität.

Umgekehrt kann man viel voneinander lernen: Start-ups profitieren von professionelleren Prozessen und klarer Governance, während große Unternehmen agile Denkweisen und Innovationskultur adaptieren können. Diese Transferleistung aktiv zu fördern, ist ein wichtiger Teil meiner Aufgabe.

Nur wenige Menschen haben gleichzeitig Einblick in die Abläufe eines schnell wachsenden Start-ups und eines etablierten Plattform-Unternehmens. Was ist ein konkretes Learning aus dieser Doppelperspektive, das andere in der Branche überraschen würde?

Was oft unterschätzt wird: Auch in etablierten Unternehmen gibt es viele Mitarbeiter mit einer enormen unternehmerischen Haltung. Sie brauchen nur den richtigen Rahmen, um diese zu entfalten. Gleichzeitig zeigt sich in Start-ups, dass Wachstum und Tempo allein keine Garantie für nachhaltigen Erfolg sind. Strukturen, Fokus und Disziplin sind ebenso entscheidend. Die Annahme, dass das eine per se dynamischer oder das andere träge sei, greift zu kurz. Es hängt immer von Führung, Klarheit und Kultur ab.

Wer oder was prägt Ihren Führungsstil am meisten, und welche Prinzipien setzen Sie gezielt ein, um Teams in so unterschiedlichen Unternehmenswelten zu inspirieren und zu motivieren?

Mein Führungsstil ist stark davon geprägt, Verantwortung zu teilen und Räume für Eigenverantwortung zu schaffen. Ich glaube an Klarheit. In Zielen, in Kommunikation und in Erwartungen. Gleichzeitig versuche ich, immer ansprechbar und nahbar zu sein. Unabhängig vom Unternehmenstyp gilt für mich: Menschen wollen wirksam sein. Wenn ich dazu beitragen kann, dass sie ihre Stärken erkennen, einsetzen und weiterentwickeln können, entsteht echte Motivation. Und: Ich höre viel zu. Oft liegt in einem guten Gespräch mehr Führungskraft als in einer PowerPoint.

Abschließend: Wenn Sie direkt Einfluss auf die Immobilienpolitik in Deutschland nehmen könnten, welche eine Maßnahme würden Sie sofort umsetzen, um Innovation und Nachhaltigkeit im Wohnungsmarkt zu fördern?

Die derzeit wichtigste und unmittelbar wirksame Maßnahme ist die drastische Beschleunigung von Bauprozessen durch einen Wohnungsbau-Turbo: Das heißt vor allem, Bauanträge, die Ausweisung von Bauland und B-Planverfahren sollten digitalisiert und radikal vereinfacht werden, sodass neue Wohnungen viel schneller gebaut werden können.

Dabei geht es um den Abbau von bürokratischen Hürden und die Priorisierung des öffentlichen Interesses im Genehmigungsverfahren. Klage- und Einspruchsmöglichkeiten werden begrenzt, Kommunen dürfen schneller neues Bauland ausweisen, und technische Vorgaben für Neubauten werden reduziert, zum Beispiel Gebäudetyp E. Ergänzend werden digitale Prozesse und serielle und modulare Bauweisen gefördert, um Baukosten und Bauzeiten drastisch zu senken.

Diese Sofortmaßnahme würde den angespannten Wohnungsmarkt am schnellsten entlasten, den Weg für Innovation und nachhaltige Baukonzepte ebnen und zugleich bezahlbaren Wohnraum schaffen.

Vielen Dank für das Gespräch.



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