Foto: Periskop Development GmbH
Jan-Steffen Iser, Director Project Development bei Periskop Development, erklärt, wie das Unternehmen mit innovativen Baurechtsstrategien und integrativer Quartiersentwicklung aktiv dem Wohnraummangel begegnet. Durch die Aufteilung großer Flächen in kleinere Parzellen, modulare Bauweisen und frühzeitige Zusammenarbeit mit Kommunen entstehen zukunftsfähige, sozial ausgewogene Quartiere, die nachhaltige Mobilität und Lebensqualität verbinden.
Herr Iser, Sie haben einen vielseitigen beruflichen Hintergrund, der von der Immobilienfinanzierung über die Entwicklung bis hin zur Baurechtschaffung reicht. Was hat Sie an der Arbeit bei Periskop Development besonders gereizt, und wie hat sich Ihr beruflicher Fokus seit Ihrem Eintritt 2019 verändert?
Besonders reizvoll an unserer Arbeit bei Periskop ist die umfassende Entwicklung von Projekten in der frühen Phase der Baurechtschaffung. Rund 95% unserer bundesweit 43 Projekte befinden sich im Bebauungsplanverfahren. Dort können wir zusammen mit der Verwaltung, Politik, den Kommunen und der Bevölkerung vor Ort nachhaltige und zukunftsorientierte Quartiere entwickeln, die auch noch in 30 Jahren zeitgemäß sind. In den letzten Jahren ist neben der Aufteilung großer Flächen in kleinere, realisierbare Einheiten, auch das Thema Modulbau wichtig geworden. Darauf müssen die Bebauungspläne ausgerichtet sein. Auch einer sozialverträglichen Verdichtung kommt immer stärkere Bedeutung zu.
Periskop Development verfolgt, wie bereits von Ihnen erwähnt, einen integrativen Ansatz in der Quartiersentwicklung, indem große Flächen in kleinere, baureife Parzellen unterteilt werden. Was macht diesen Prozess aus Ihrer Sicht besonders effizient, und wie trägt er zur Lösung der Wohnungsknappheit in urbanen Regionen bei?
Durch die Unterteilung in kleinere Parzellen können wir schneller in die Realisierung der Wohngebäude übergehen und so zügiger dem Wohnungsmarkt neue Einheiten zuführen. Wir suchen auch nach Wegen mit der Verwaltung, um eine schnelle Baurechtschaffung zu erlangen. Dies kann z.B. durch Möglichkeiten erfolgen, die der §34 BauGB schafft oder ganz neu durch den §246e des Bau-Turbos. Bei der Entwicklung sind die infrastrukturellen Auswirkungen ebenfalls zu berücksichtigen und frühzeitig mitzudenken.
Könnten Sie ein konkretes Beispiel für ein Projekt nennen, bei dem Periskop Development besonders erfolgreich war? Was waren die Schlüsselfaktoren für diesen Erfolg, und welche Lehren lassen sich daraus für zukünftige Projekte ziehen?
Unser Projekt „Am Krebsenbach“ im bayerischen Fürstenfeldbruck ist ein gutes Beispiel für eine zügige und harmonische Zusammenarbeit mit der Kommune; wir stehen hier kurz vor dem Satzungsbeschluss. Wichtig für einen erfolgreichen Projektverlauf sind eine intensive Abstimmung mit der Verwaltung und der Politik sowie das frühzeitige Einbeziehen der Anwohnenden in die Planung. Wenn ein bislang unbebautes Grundstück einer neuen Nutzung zugeführt wird, bestehen seitens der Menschen vor Ort oftmals Vorbehalte, da mit hinzuziehenden Bewohnenden der Verkehr zunimmt und sich die Nachbarschaft verändert. Mit umfangreichen Gesprächen auf verschiedenen Ebenen, Aufklärung im Rahmen einer frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung, guter Planung und sinnvollen Mobilitätskonzepten kann ein Projekt schneller durch den Bebauungsplanprozess geführt werden.

Wie stellen Sie sich die Quartiere der Zukunft vor und welche Rolle wird Periskop Development dabei spielen? Welche langfristigen Ziele verfolgen Sie für das Unternehmen und die Branche?
Spannend ist für uns, wie sich das künftige Mobilitätsverhalten entwickeln wird. Und zwar mit klaren Unterschieden zwischen ländlichem und innerstädtischem Raum. In der Planung darf der Bedarf an Wohnraum für unterschiedliche Nutzergruppen nicht vernachlässigt werden: Quartiere müssen die Bedürfnisse älterer Menschen ebenso berücksichtigen wie die von Familien und von Bewohnenden mit niedrigeren Einkommen.
Ebenso wichtig ist die Integration von Arbeitsplätzen im Quartier. Denn gerade Gemeinden am Rand von Metropolregionen fürchten häufig die Entstehung reiner „Schlafstädte“. Nachhaltigkeit und Energieeffizienz spielen dabei eine ebenso große Rolle wie preisgünstige Bauformen, die dennoch hohen funktionalen und ästhetischen Ansprüchen genügen.
Wir sehen bereits heute die Umnutzung von Gewerbegebieten zu Wohnquartieren sowie durchdachte Nachverdichtung als wirkungsvolle Wege, dem Wohnraummangel zu begegnen. Dafür eignen sich frühzeitige Kooperationen mit Bauträgern und kommunalen Wohnungsbaugesellschaften, da so bereits während des Bebauungsplanverfahrens die Baugenehmigungsunterlagen erarbeitet und bei Planreife bzw. mit Satzungsbeschluss zügig der Bauantrag eingereicht werden kann.
Periskop Development will diese Entwicklung aktiv mitgestalten. Mit vorausschauender Baurechtschaffung, klaren Mobilitäts- und Nutzungskonzepten und Partnerschaften, die Planungssicherheit und Tempo in die Umsetzung bringen. Langfristig verfolgen wir das Ziel, tragfähige, sozial ausgewogene und klimaresiliente Quartiere zu realisieren.
Abschließend gefragt: Welche politischen Rahmenbedingungen oder Maßnahmen würden Sie sich wünschen, um die Projektentwicklung und die Schaffung dringend benötigten Wohnraums zu erleichtern?
Ich wünsche mir vor allem schnellere, klar digitalisierte Genehmigungsverfahren. Heute bremsen komplexe Lärm- und Umweltvorgaben viele Projekte aus. Bund und Berlin arbeiten an Beschleunigungspaketen. Vom „Bau‑Turbo“ über gesetzliche Anpassungen bis hin zur TA‑Lärm‑Novelle. Zusätzlich würden vereinfachte, verantwortbare Ausführungsstandards (z. B. Typengenehmigungen, modulare Bauweisen) den Wohnungsbau spürbar beschleunigen.
Zugleich müssen Kommunen sich teilweise von Ihren Gewerbegebieten verabschieden, die faktisch nicht mehr funktionieren oder z.B. innerstädtisch nicht mehr zeitgemäß sind. Hier blockieren bedauerlicherweise einige Gemeinden die Entwicklung, da alte sogenannte „Gewerbeflächen Sicherungskonzepte“ den dringend benötigten Wohnraum verhindern. Hier braucht es mehr Mut zu Anpassung und Neubewertung. Mit klaren, transparenten Kriterien, um Flächen effizient für Wohnen, Mischnutzungen und urbane Produktion zu aktivieren.
Vielen Dank für das Gespräch.









