Foto: Berliner Jungens
Yannick Kollmann ist geschäftsführender Gesellschafter des Projektentwicklers Berliner Jungens. Ein Unternehmen, das für durchdachte Altbau-Sanierungen, kreative Stadtentwicklung und nachhaltige Modernisierung von Bestandsimmobilien steht. In unserem Interview spricht Yannick über eines seiner prägendsten Projekte: die aufwendige Revitalisierung eines kriegsbeschädigten Altbaus in Kreuzberg. Er erklärt, warum sich sein Team inzwischen stark auf den Bestand konzentriert, was die Zinswende 2022 verändert hat und weshalb politische Rahmenbedingungen aktuell mehr behindern als fördern.
Yannick, wenn du heute durch Berlin fährst, an welchem eurer Projekte bleibst du gedanklich am längsten hängen und warum gerade dort?
Ganz klar bei der Kreuzbergstraße 13. Das war eines unserer ersten Projekte und auch eines der komplexesten. Der Altbau war kriegsbeschädigt, das Hinterhaus und der Seitenflügel zerstört, das Dach nur teilweise wiederhergestellt. Wir haben das als Chance gesehen, echte Stadtreparatur zu leisten. Der Seitenflügel wurde komplett neu aufgebaut, das Dachgeschoss erweitert, ein modernes Penthouse integriert. Besonders war, dass wir mit Modulküchen und Modulbädern gearbeitet haben, ganze Bauteile kamen fix und fertig auf die Baustelle. Es war technisch extrem herausfordernd, aber am Ende steht dort ein Haus, auf das wir wirklich stolz sind.
An welchem aktuellen Projekt arbeitet ihr gerade mit besonderem Engagement und was macht dieses Projekt für euch so besonders?
Wir konzentrieren uns seit der Zinswende stärker auf Bestandsimmobilien. Deshalb kaufen wir Objekte, oft aus Familienhand, die seit Jahrzehnten nicht modernisiert wurden. In Reinickendorf haben wir kürzlich ein Gebäude übernommen, das energetisch bei einem F lag. Nach unserer Sanierung steht es jetzt bei einem A. Ein noch größeres Projekt haben wir am Kurfürstendamm gestartet. Dort werden über fünfzig Wohnungen modernisiert. Für uns ist das eine Form von Verantwortung, Dinge zu verbessern, die lange liegen geblieben sind.
Der Name Berliner Jungens fällt auf. Welche Rolle spielt er für eure Arbeit?
Er steht für unsere Herkunft und Haltung. Mein Geschäftspartner Maurice und ich sind echte Berliner, wir kennen diese Stadt aus unterschiedlichen Ecken. Wir entwickeln keine Massenware, sondern Projekte mit einer inividuellen Handschrift. Viele Neubauten in Berlin sehen aus wie überall. Wir wollen, dass unsere Gebäude zur Stadt passen und langfristig bestehen. Unsere Projekte sollen so gut sein, dass wir in zwanzig Jahren stolz daran vorbeigehen können. Nicht nur für uns, sondern auch für unsere Kinder.
Was müsste sich auf politischer Ebene ändern, damit gute Projekte nicht länger an schlechten Rahmenbedingungen scheitern?
Das Genehmigungsverfahren muss schneller und einfacher werden. Der Aufwand für Planung, Gutachten und Auflagen ist mittlerweile so groß, dass er ein Drittel der gesamten Projektkosten verschlingt. Gleichzeitig fehlen klare Fördermodelle für den Neubau. Dabei bräuchten wir gerade in Städten wie Berlin dringend neue Wohnungen, um den Mietmarkt zu entlasten. Aber solange die Rahmenbedingungen nicht stimmen, bleibt der Bau unrentabel. Wenn wir wirklich etwas verändern wollen, brauchen wir politische Entscheidungen, die das Bauen wieder ermöglichen statt es zu blockieren.
Vielen Dank für das Gespräch.