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CBRE-CEO Kai Mende: „Das Immobiliengeschäft ist und bleibt ein people’s business.“

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Kai Mende ist seit über 25 Jahren in der Immobilienbranche aktiv und seit 2024 CEO von CBRE Deutschland, dem weltweit führenden Immobiliendienstleister. In unserem Interview erklärt er, warum das Immobiliengeschäft trotz Globalisierung und Marktzyklen vom Menschen lebt. Außerdem beschreibt er die aktuellen Herausforderungen des Berliner Immobilienmarkts und wie CBRE globale Expertise einsetzt, um Investoren, Verkäufer und Nutzer effizient zusammenzubringen. Außerdem spricht Mende über moderne Büroflächen, Nachfrageüberhänge und die strategische Ausrichtung seines Unternehmens.


Herr Mende, Sie sind seit über 25 Jahren in der Immobilienbranche tätig. Was hat Sie ursprünglich an diesem Sektor gereizt, und was motiviert Sie heute noch?

Im Vergleich zu anderen Investment-Assetklassen reizte mich an Immobilien von Beginn an die Berührbarkeit. Es gibt mit Immobilien ein konkretes, sichtbares und begehbares Produkt, das Einkommen generiert und das Stadtbild prägt. Heute reizt mich die Vielfältigkeit der Nutzungskonzepte und vor allem der Menschen mit ihren sehr unterschiedlichen Charakteren, auf die man in unserer Branche trifft.

Sie haben CBREs Capital Markets Division in Berlin von 2017 bis 2024 geleitet und sind nun CEO von CBRE Deutschland. Welche Erfahrungen aus dieser Zeit prägen Ihre aktuelle Führungsrolle?

In dieser Zeit gab es den Höhepunkt des vergangen Immobilienzyklus und den Übergang in den neuen Zyklus – ausgelöst durch die markanten Zinsanstiege 2022. Diese Zinswende bestätigte mir, dass sich der Markt nur gewisse Zeit gegen die Grundlagen der volkswirtschaftlichen Erkenntnisse stemmen kann. Auch wenn CBRE als Transaktionsvermittler ohne Frage sehr von dem hohen Preisniveau profitieren konnte, war es uns frühzeitig klar, dass wir das Unternehmen breiter aufstellen müssen. Dies ist sowohl international als auch in Deutschland gelungen, sodass CBRE die schwierigen Jahre am Immobilieninvestmentmarkt sehr gut überstanden hat. Für mich bedeutet das, die breite Aufstellung von CBRE weiter auszubauen.

Als City Lead Berlin, der die integrierten Dienstleistungen von CBRE für die Stadt und Region bündelt, haben Sie die Entwicklung des Berliner Immobilienmarktes maßgeblich mitgestaltet. Welche Trends und Herausforderungen sehen Sie derzeit in Berlin, und wie beeinflussen diese Ihre strategischen Entscheidungen bei CBRE?

Ich würde nicht sagen, dass ich den Berliner Immobilienmarkt maßgeblich mitgestaltet habe. Diese Ehre überlasse ich eher den Projektentwicklern und Investoren, wir bei CBRE sehen uns eher als vermittelnde/beratende Instanz, die die richtigen Parteien zusammenbringt.

Der Berliner Immobilienmarkt steht vor diversen Herausforderungen. Am Büromarkt zeigt sich zurzeit, wie riskant die Abhängigkeit von Tech-Unternehmen und ähnlichen Branchen als alleiniger oder überwiegender Mieter war. Denn durch die Wirtschaftskrise wurde bei den Tech-Investitionen gespart, was sich direkt auf den Nutzermarkt ausgewirkt hat – wenngleich es aktuell wieder positiver wird.

Hinzukommt die große Problematik, dass der lange Zeitraum vergleichsweise niedriger Büromieten zu einem im Schnitt sehr alten Bürobestand geführt hat, der weder den Anforderungen an modernes Arbeiten noch an Nachhaltigkeit entspricht. Paradoxerweise sind moderne Flächen, die diesen Ansprüchen genügen, nach wie vor eher Mangelware. In diesem Segment gibt es also tatsächlich kein Angebots-, sondern ein Nachfrageüberhang.

CBRE ist weltweit führend in der Immobilienberatung. Wie gelingt es Ihnen, die globale Expertise des Unternehmens mit den lokalen Anforderungen des deutschen Marktes zu verbinden?

Unsere weltweiten Daten und Netzwerke sind der große Vorteil, den wir in Deutschland aus der globalen Präsenz von CBRE ziehen können. Gleiches gilt für die Investitionen und Erfahrungen, die wir beispielsweise hinsichtlich technischer Lösungen tätigen und teilen können. In immer internationaler werdenden Marktrealitäten ist dieses Netzwerk umso wichtiger, denn so gewährleisten wir es, Investoren und Verkäufer sowie Landlords und Occupier aus der gesamten Welt zusammenzubringen. Wichtig ist uns, dass wir dabei trotzdem schlanke und effiziente Prozesse verfolgen. Bisher gelingt uns eine gute Mischung aus Zentralität und Dezentralität, sodass wir die Strategie unserer Zentrale in Dallas umsetzen können und zugleich unseren Abteilungsleitern viel unternehmerische Freiheit bieten können. Das ist wichtig, denn das Immobiliengeschäft ist und bleibt ein „people’s business“.

Abschließend: Wenn Sie einen politischen Wunsch frei hätten, um die Rahmenbedingungen für die Immobilienwirtschaft in Deutschland zu verbessern, welcher wäre das?

Zunächst einmal muss klar sein, dass die Immobilienwirtschaft per se keinen Anspruch hat, dass die Politik die Rahmenbedingungen der Branche zuliebe verbessert. Im Mittelpunkt sollten immer die Menschen stehen. Hier sehe ich durchaus, dass die Politik deutlich stärker agieren könnte. Nicht uns zuliebe, sondern den zahlreichen Haushalten, die eine Wohnung suchen. Mehr Regulierung wird das Problem nicht lösen. Mögliche Lösungen sind bekannt, sie müssten nur einmal angegangen werden. Denkmalschutz, Nachhaltigkeit und Mieterschutz sind alles äußerst wichtige Ziele. Aber wenn wir es mit der Regulierung übertreiben und der Wohnbau im zumindest ansatzweise bezahlbaren Segment wirtschaftlich nicht mehr möglich ist, dann sind unsere Ansprüche einfach zu groß. Deswegen: Nicht alle Deregulierungsansätze zerreden, sondern einfach mal ausprobieren.

Vielen Dank für das Gespräch.



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